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Dienstag, 6. Dezember 2011

warum?

warum?
ihr fragt nach dem warum?
geht in ein sonnenstudio und grillt euch dort zwei oder drei tage lang. wenn die haut blasen wirft und sich abpellt, wälzt ihr euch in grobkörnigem salz und zieht dann langärmelige unterwäsche aus einem glassplitter-stacheldraht-mischgewebe an. darüber tragt ihr eure normale kleidung, hauptsache, schön eng.
raucht schwarzpulver und geht zur schule, um dort durch reifen zu springen, männchen zu machen und auf befehl auf dem boden hin und her zu rollen. horcht auf das geflüster, das sich nachts in eure köpfe schängelt und euch hässlich und dumm und fett und schlampe und hure nennt. Une "eine enttäuschung", das ist das schlimmste.
kotzt und hungert und ritzt und sauft, weil ihr all das nicht mehr fühlen wollt. kotzt und hungert und ritz und sauft. weil ihr was zum betäuben braucht, und es funktioniert. eine zeit lang. aber dann wird das betäubungsmittel zur droge, und dann ist es auch schon zu spät, weil ihr euch das gift inzwischen spritzt, direkt in eure seelen. es lässt euch verfaulen und ihr könnt nicht damit aufhören.
bei jedem blick in den spiegel seht ihr einen geist. bei jedem blick in den spiegel seht ihr einen geist. bei jedem herzschlag hört ihr einen schrei und ihr wisst, dass nichts, aber auch wirklich gar nichts mit euch stimmt.
"warum" ist die falsche frage.
fragt lieber: "warum nicht?"

                                                                        - Wintermädchen, Laurie Halse Anderson

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